Jetzt aber... Zeit, endlich über Kirgistan zu schreiben! Zwei Dinge haben mich gerade wieder daran erinnert. Erstens, das Marian von Geomarianblog mich kürzlich über instagram danach gefragt hat, weil er auch so gerne mal hin möchte. Und zweitens, weil Lisa von Wild Recreation etwas wunderschönes zu diesem Bild geschrieben hat: " Das ist echt eins meiner Lieblingsbilder von dir... das ist einfach das Sinnbild für Freiheit." Danke für diese schönen Worte, Lisa. Ist auch eins meiner Lieblingsbilder von diesem Land, das mir in so kurzer Zeit direkt ins Herz gehüpft ist.
Wie bin ich da überhaupt schon wieder gelandet - Kirgistan. Eigentlich war ich mit meiner Reise- und Herzensfreundin Luisa in Kasachstan. Einen meiner besten Freunde besuchen. Hugo ist Zirkusartist, hat bei der Expo 2017 in Kasachstan gearbeitet und hatte mich eingeladen. Wir waren ein paar Tage dort, ich bin in der kasachischen Steppe aus einem russischen Flugzeug gesprungen (hab ich das wirklich gemacht??? Laut Video wohl schon...) und habe im Süden unglaublich schöne Landschaften und Berge gesehen. Im Hostel in Almaty, der ehemaligen Hauptstadt von Kasachstan haben Luisa und ich zwei deutsche Jungs kennengelernt, die gerade aus Kirgistan wiedergekommen waren. Sie haben so dermaßen geschwärmt, vom Reiten in den Bergen und Übernachten in Nomadenjurten, dass wir früh am nächsten Morgen mit gepackten Rucksäcken losgezogen sind. Mit Bus, Taxi und Anhalter ging's durch Kasachstan, über die Grenze (puh, immer wieder aufregend, hat aber alles geklappt) nach Kirgistan, die Hauptstadt Bishkek (über Bishkek kann man sonst auch einfliegen) und dann in den kleinen Ort Kochkor. Circa 400 Kilometer, abends waren wir da. Da gibt es viele lokale Touranbieter, durch den Tipp der beiden Jungs sind wir bei der CBT gelandet - und bei Zhibek. Zum Glück.
Die wunderbare Zhibek arbeitet bei der CBT, organisiert uns für den selben Abend eine Unterkunft bei einer Familie in Kochkor, lädt uns und zwei Mädels aus Frankreich zum Essen in einem Jurtenrestaurant ein und versprüht eine Energie und Lebensfreude, die unglaublich schön und ansteckend ist. Sie liebt ihre kirgisische Heimat und träumt vom Reisen, wenn sie eines Tages ein Visum bekommt. Mir wird mal wieder klar, dass Reisen können nicht selbstverständlich ist... Am Tag danach Fahrt in ein zwei Stunden entferntes Dorf, dort essen Luisa und ich bei einer Familie, dann kommt unser Guide (Anfang 20) mit den Pferden - und unser Dolmetscher (um die 16). Der eine kann Pferde, der andere Englisch. So. :) Let the adventure begin - wir reiten los. Leichtes Gepäck in den Satteltaschen des Guides. Etwa fünf Stunden reiten wir in die Berge, es ist Juli und gut warm. Bis wir ankommen, am Song Kul Lake auf über 3.000 Metern Höhe. Die Luft ist hier oben kalt und dünn und es fängt an zu regnen, der Himmel ballt sich zu und es ist wunderschön. Da, unten am See sehe ich die Jurten, in denen wir übernachten werden. Kann's kaum fassen, dass wir wirklich hier sind. Kühe und Pferde grasen vor sich hin - und dann spannt sich über der ganzen wunderschönen Szenerie ein Regenbogen. Me happy.
Für den Trip haben wir etwa 180 Euro bezahlt. Währung hier heißt Som, um die 80 KGS sind 1 Euro. Übernachten bei einer Familie mit Abendessen und Frühstück, Pferde, Guides, Fahrer, zwei Nächte in Jurten mit Verpflegung. Irre Ausblicke, lustige Reisende aus Europa und der Welt, die man in den Jurtendörfern trifft, und schließlich auch noch meinen Reisewunsch - Yaks sehen- inklusive. Günstig und unbezahlbar.
Es gibt Schlafjurten, die Küchen- und Essjurte, wo wir tolles, einfaches und selbstgemachtes Essen bekommen und immer Tee und Kaffee, und eine Wohnzimmerjurte, wo wir abends Karten spielen. Plumsklo, wie fast überall hier. Und draußen ein frei stehendes Waschbecken zum Zähneputzen und Händewaschen. Rest ist für die paar Tage nicht so wichtig. :) Ansonsten: Feuchttücher für ne schnelle Zwischenwäsche mitnehmen. Ich mag ja diese einfachen, ursprünglichen Reisen.
Das Essen ist sehr fleischlastig, es gibt Brot, Gebäck und Milchprodukte. Und immer Tee. Ein Nationalgetränk ist Kumis, gegorene Stutenmilch. Sehr gewöhnungsbedürftig. Macht euch drauf gefasst, dass euer erster Versuch von Einheimischen belustigt beobachtet wird. Fällt etwas schwer, den Gesichtsausdruck zu kontrollieren... :)
Nach zwei Tagen (mehr Zeit hatten wir leider nicht, Rückflug ab Almaty war schon gebucht) in den Bergen rund um den Song Kul See, werden wir von einem Fahrer abgeholt. Die Pferde und unsere Guides bleiben noch bei der Hirtenfamilie und reiten später zurück. Am liebsten würde ich auch noch bleiben! An den beiden Abenden in den Jurtencamps haben wir tolle Einheimische und Reisende kennengelernt, aus Indien, den USA, Frankreich, Belgien, ... Voll das mainstream Reiseziel, dieses Kirgistan! :)) Ein anderer Guide sagt eines Abends: "Wir sind froh, dass ihr hier seid. Dass ihr die Reise auf euch nehmt, zu uns kommt, um unser Land und die Menschen kennen zu lernen. Und dass es euch hier so gut gefällt." Ich bin auch froh, dass Luisa und ich hier gelandet sind. Sehr.
Auf der Rückfahrt nach Kochkor sauge ich nochmal die Landschaft auf. Ich weiß nicht, warum, aber diese Berge sind irgendwie besonders. So sanft und trotzdem wild. Und eigentlich ist hier nichts, keine Bäume, keine Klippen, viel grün und ein paar Blumen und Kräuter und der See. Kühe, Schafe und Pferde. Und dann auf einmal, auf den letzten Kilometern im Gebirge, geht ein Wunsch an diese Reise in Erfüllung. Eine Herde Yaks taucht vor uns auf. Ich flippe komplett aus, wühle nach Kamera und Handy und bin völlig aufgelöst!! :))
Als wir in Kochkor wieder in ein Taxi steigen (Deal ist übrigens, wie bei Bussen auch, sie fahren, wenn sie voll sind. Oder wenn du sofort fahren willst, zahlst du den Preis fürs ganze Auto. Wir warten und quetschen uns mit Kirgisen ins Auto. Können uns zwar nicht unterhalten, aber teilen Bonbons und Beeren, die wir noch dabei haben.) und Richtung kirgisisch-kasachische Grenze fahren, schwappen mir auf einmal die Augen über. Ich heule vor mich hin, weiß gar nicht genau, warum. Kirgistan hat mich echt berührt. Ich möchte wiederkommen, unbedingt. Vielleicht klappt es sogar in diesem Jahr. Anfang September 2018 sind die World Nomad Games. Bucket list. Danke, Kirgistan.
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Tamara (Samstag, 14 April 2018 20:35)
Ein sehr interessanter Beitrag über ein unterschätztes Land! Das Panoramabild mit dem Regenbogen gefällt mir besonders gut!
LG,
Tamara von photoventure.net